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Warum sollten U.S.-Hausverwalter über die Annahme von digitalem Bargeld nachdenken?

Kürzlich haben wir im Paysafecash-Blog* davon berichtet, dass vor der globalen Pandemie 82 % der Mietzahlungen in den USA per Scheck oder in bar bezahlt wurden. COVID-19 hat viele Krisen hervorgerufen – und ein sehr ernstes Problem, von dem viele Amerikaner seit mehr als einem Jahr betroffen sind; die Herausforderung, Miete für die Wohnung oder das Haus zu bezahlen. In diesem Artikel fragen wir Jan Marc Külper, VP for Strategic Development of eCash in the U.S., inwiefern eCash-Zahlungslösungen diese aus der Pandemie resultierenden Zahlungsprobleme bis zu einem gewissen Grad lindern könnten – nicht nur für barzahlungswillige Mieter, sondern auch für Hausverwaltungen, die Mietzahlungen eintreiben.

Jan Marc, in einem Ihrer letzten Artikel auf dem Paysafecash-Blog machen Sie die folgende Aussage: „COVID-19 war der Katalysator der schnellen digitalen Transformation für Unternehmen und Konsumenten. Viele Aspekte des täglichen Lebens wurden bereits vor der Pandemie online abgewickelt, aber dieser Trend wurde nun stark beschleunigt.” Was bedeutet das für die Hausverwalter?

Jan Marc Külper: Das trifft auf diese Branche in hohem Maße zu. Aber die Verlagerung von Offline- zu Online-Zahlungen bei Vermietungen ging im Allgemeinen schon vor COVID-19 langsamer als in anderen Branchen. Sie wird sich jetzt noch weiter verlangsamen, weil viele U.S.-Bürger enorme Probleme haben, ihre Miete überhaupt zu bezahlen. Die Gig-Economy blühte während COVID-19 auf, und für die vielen weiteren Beschäftigten, die nun auf unregelmäßige oder in bar ausgezahlte Gehälter angewiesen sind, ist die Digitalisierung von Dienstleistungen nicht so einfach, wie sie sein sollte. Es wird mit jedem Tag bedeutsamer, die auf Bargeld angewiesenen Gruppen der U.S.-Gesellschaft in die digitalen Finanzsysteme der Zukunft einzubeziehen.

Was bedeutet finanzielle Inklusion für die Hausverwalter?

Jan Marc Külper: Zunächst ist anzumerken, dass COVID-19 und die sozialen Bewegungen des Jahres 2020 deutlich gemacht haben, dass Diversität und Inklusion nicht länger vernachlässigt werden können, sondern überall und jederzeit gefördert werden müssen. Globale soziale Bewegungen wie #blacklivesmatter und das wachsende Bewusstsein dafür, was es bedeutet, einen Arbeitsplatz anzubieten, der Inklusion unterstützt, sind zwei eindeutige Beispiele für diese Bewegung.

Finanzielle Inklusion gehört mit in diese Diskussion.

Jan Marc Kuelper 

VP, Strategic Business Development
USA, eCash 

In Zeiten der beschleunigten Digitalisierung von Finanzdienstleistungen ist die Einbeziehung aller Kundengruppen – nicht nur derjenigen, die bereits digital versiert sind – eine entscheidende Notwendigkeit für alle Unternehmen.

Wir können dies an eCommerce-Checkouts sehen: 2019 wurden 20 % aller Warenkorbabbrüche dadurch verursacht, dass Kunden nicht mit ihrem bevorzugten Zahlungsmittel bezahlen konnten. Dies lässt sich leicht auf andere Branchen wie die Hausverwaltung übertragen, da wir alle Kunden sind, wenn wir eine Transaktion wie die Zahlung der Miete abschließen. Wenn Hausverwaltungen keine vielfältigen Zahlungslösungen anbieten, sind die Folgen klar: Mieter zahlen ihre Miete möglicherweise nicht pünktlich.

Oder sie zahlen gar nicht.

Jan Marc Külper: Richtig. Nochmals: Die globale Pandemie wird nicht das gesamte amerikanische Mietsystem zerstören, aber sie hat definitiv Hausverwalter und Mieter getroffen, die mit regelmäßigen Zahlungen für ihre Mieten oder Hypotheken zu kämpfen haben. Probleme mit der Bezahlung von Mieten sind kein neues Phänomen, aber es ist sicherlich eskaliert. Die staatliche Hilfe, z. B. in Form von “Stimulus Checks“, macht es deutlich: Um Zwangsräumungen zu vermeiden, haben viele Amerikaner ihre Miete im Voraus bezahlt, sobald sie Geld erhalten hatten. Das heißt, sobald sie zahlen können, tun sie es auch, denn niemand will obdachlos werden.

Was hindert die Mieter daran, Ihre Miete pünktlich zu bezahlen, sobald sie das Geld dafür haben?

Jan Marc Külper: Es spielt eine Rolle, in welcher Form die staatliche Hilfe bei den bedürftigen Gesellschaftsgruppen ankommt. Einkommensschwache Gruppen haben oft kein Bankkonto und warten auf Geld in bar, wobei es manchmal zu Verzögerungen kommt, wie wir im letzten Jahr gesehen haben. Diejenigen, die einen Job haben, müssen möglicherweise auf die Barauszahlung ihres Gehalts warten. In diesem Fall sind ihre Möglichkeiten eingeschränkt, wenn sie andere Zahlungsmittel als Bargeld verwenden, um alltägliche Ausgaben wie Lebensmittel oder die Miete zu bezahlen. Dies können sie nicht digital tun.

Damit sind sie automatisch von der Zahlung ihrer Miete ausgeschlossen, wenn die Hausverwaltung die Vorteile der digitalen Zahlungsannahme maximieren will – auch wenn sie dies mithilfe von Bargeld tun könnten. Indem sie auf die Bedürfnisse der Mieter eingehen und Barzahlungsoptionen anbieten, helfen Hausverwaltungen mit digitalen Hausverwaltungsplattformen den Mietern, eine Zwangsräumung zu vermeiden. Außerdem können sie so die Instandhaltung der Immobilie besser finanzieren und unterstützen die finanzielle Inklusion. Darüber hinaus ist eine solche Zahlungsannahme für den Hausverwalter weitaus günstiger und weniger riskant.

Was bedeutet Bargeld als Zahlungsoption für Hausverwalter auf lange Sicht?

Jan Marc Külper: Viele Amerikaner leiden jetzt bereits unter den langfristigen Auswirkungen der globalen Pandemie auf ihre finanzielle Situation und werden auch in Zukunft darunter leiden müssen. Anfang dieses Jahres zahlten 18 % der Mieter in den USA ihre Miete nicht mehr, weil sie es sich während des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit im Lande einfach nicht mehr leisten konnten. Besonders Erwachsene mit niedrigerem Einkommen haben Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen: 46 % der Befragten haben Schwierigkeiten, ihre Rechnungen im Allgemeinen zu bezahlen, wobei 32 % insbesondere auf ihre Mietzahlungen hinwiesen. Ohne regelmäßige Zahlungen von Mietern können Hausverwalter auch ihre regulären Hypothekenzinsen nicht bezahlen und geraten ebenfalls in Schwierigkeiten. Es sollte in ihrem gemeinsamen Interesse liegen, das Zahlungswesen flexibler zu gestalten und unter anderem auch Bargeld als Zahlungsmittel zuzulassen.

Warum spielt Bargeld in der amerikanischen Gesellschaft, insbesondere bei Mietobjekten, immer noch eine wichtige Rolle?

Jan Marc Külper: Die Zahlen sprechen für sich: Den jüngstem FDIC-Bericht zufolge können 22 % der U.S.-Haushalte immer noch keine oder nur wenige Bankdienstleistungen in Anspruch nehmen. Um dies klarer zu machen: Rund 63 Millionen U.S.-Bürger – fast so viel wie die gesamte Bevölkerung Frankreichs – haben immer noch keinen vollen Zugang zu Banken und digitalen Zahlungen. Viele Mieter haben möglicherweise Zugang zu Geldern, um ihre monatliche Miete zu decken, aber aus bestimmten Gründen haben sie keine Debit- oder Kreditkarte. Einige von ihnen können es sich nicht leisten, reguläre Bankgebühren zu zahlen, andere möchten ihre Finanzdaten nicht online weitergeben – einfach aus Sicherheitsbedenken. Im Jahr 2019 äußerten sich 32 % der Amerikaner besorgt über einen möglichen Online-Diebstahl ihrer Kreditkartendaten, 14 % über Kredite und Leasing und 7 % über Bankbetrug. Die Einbeziehung von Bargeld in digitale Zahlungssysteme für Mietüberweisungen scheint eine logische Antwort auf die Bedürfnisse der Mieter zu sein.

 

* www.paysafecash.com/de/business/blog/bargeld-ist-der-schluessel-fuer-die-zukunft-des-us-mietmarktes/

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